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Schlagzeilen der Ausgabe 4/2019
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Je näher die eidgenössischen Wahlen vom Oktober kommen, desto spektakulärer werden die Ankündigungen und Versprechen der verschiedenen Parteien. Die Forderung nach einer zusätzlichen Besteuerung der Luftfahrt in der Schweiz steht dabei oft ganz weit oben auf der Traktandenliste und das «Luftfahrt-Bashing» gehört im Moment zum guten Ton. Politiker von links bis rechts überbieten sich dabei regelmässig mit neuen Ideen, alle in der Absicht, von der aktuellen grünen Welle profitieren zu können. Sinnvolle und vor allem nachhaltige Lösungen bleiben dabei meist auf der Strecke. Der Pilotenverband AEROPERS sieht ebenfalls klaren Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz, hat jedoch Massnahmen im Visier, welche direkt die Umweltbilanz der Luftfahrtbranche verbessern sollen.
Die Luftfahrt wird im Moment in der Schweiz durch die Politik und die Medien verbreitet als schlimmster CO2-Verursacher und Klimaschädiger an den Pranger gestellt. Für viele Politiker scheint es ganz angenehm, damit andere Problembereiche, wie zum Beispiel die Landwirtschaft, aus dem Schussfeld nehmen zu können. Mit den Angriffen gegen die Luftfahrt kann die eigene Lobby geschützt werden und man kann sich trotzdem gleichzeitig als Umweltfreund präsentieren. Die grossen Bemühungen, die bereits in der Luftfahrt stattgefunden haben, werden dabei geflissentlich ignoriert. So hat allein die SWISS seit 2003 den spezifischen Treibstoffverbrauch, der für den Transport eines Passagiers über 100 km benötigt wird, um 29 Prozent reduziert. Dies wurde durch den Einsatz von neuen und effizienten Flugzeugen erreicht, die ganz nebenbei auch noch wesentlich leiser sind als deren Vorgänger. «Eine Eidgenössische Flugticketabgabe würde primär zu einer Verlagerung und nicht zu einer Reduktion der Flüge führen», sagt Henning M. Hoffmann, Geschäftsführer des Pilotenverbandes AEROPERS. «Nur ein weltweiter Ansatz kann in diesem Bereich zu Fortschritten führen und das Projekt Corsia geht hier in die richtige Richtung», so Hoffmann weiter. Sollte die Politik in der Schweiz wider besseren Wissens eine nationale Flugticketabgabe einführen, dann müssten die Erträge daraus aus Sicht der AEROPERS zwingend zweckgebunden für Massnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz des Luftverkehrs in der Schweiz verwendet werden. Zum Beispiel könnten mit Geldern aus diesem Topf die Entwicklung und Verwendung von nachhaltigen Treibstoffen gefördert werden.
Wenn die Politik möchte, dass die Schweizer in Zukunft aus dem benachbarten Ausland abfliegen oder nur noch via Istanbul und Dubai reisen und die Schweizer Airlines in wirtschaftliche Turbulenzen gebracht oder zu Angebotsabbau gezwungen werden sollen, dann ist die Einführung einer möglichst hohen Flugticketabgabe genau der richtige Weg. Dieser führt dann letztendlich global zu einem steigenden CO2 Ausstoss, womit das Ziel des Klimaschutzes klar verfehlt wäre. Der Glaube, dass mit zusätzlichen Abgaben weniger Menschen fliegen würden, hat sich bereits in Ländern wie Deutschland als Irrglaube herausgestellt. Aus Sicht der AEROPERS kann nur die Förderung von innovativen Lösungen, welche tatsächlich zur Reduktion der CO2-Produktion der Luftfahrt beitragen, zum Ziel führen. Es gibt inzwischen unzählige Massnahmen, wie zum Beispiel «nachhaltige Treibstoffe», die zu einer solchen Reduktion beitragen könnten. Deren Weiterentwicklung und Verwendung müsste mit Geldern einer allfälligen Abgabe gefördert werden.
«Eine Flugticketabgabe schützt das Klima nicht. Nur Investitionen in nachhaltige Treibstoffe reduzieren die CO2 Bilanz der Luftfahrt noch weiter», so Henning M. Hoffmann. «Die Schweiz hat die Chance, in diesem Bereich eine weltweite Vorbildfunktion einzunehmen».
Der Flughafen Zürich diskutiert eine Erhöhung der Anzahl Abflüge in der Zeit zwischen 22 Uhr und 22 Uhr 20, obwohl bereits ohne diese Zusatzbelastung die Pünktlichkeit sehr zu wünschen übrig lässt. Der Pilotenverband AEROPERS fordert, dass zuerst das System stabilisiert wird, bevor zusätzliche Flugbewegungen bewilligt werden.
«Die Erfahrungen, welche unsere Piloten am Flughafen Zürich im letzten Sommer und auch dieses Jahr schon wieder machten, zeigen deutlich, dass zusätzliche Flugbewegungen im Moment nicht angebracht sind», sagt Thomas Steffen, Mediensprecher des Pilotenverbandes AEROPERS. «Selbst, wenn keine aussergewöhnlichen Wetterbedingungen herrschen, ist ein pünktlicher Abflug in Zürich wegen Kapazitätsengpässen oft nicht möglich», so Steffen weiter.
Aus Sicht der AEROPERS verschärft jede zusätzliche Flugbewegung am Abend die Verspätungssituation. Theoretisch wären die diskutierten 6 zusätzlichen Abflüge zwischen 22 Uhr und 22 Uhr 20 vielleicht möglich, in der Praxis würde durch eine solche Erhöhung die Anzahl der Starts nach 23 Uhr jedoch wohl weiter zunehmen. Im Moment werden von allen Seiten grosse Anstrengungen unternommen, um die Pünktlichkeit in Zürich zu verbessern. Jeder weitere Flug belastet das System zusätzlich und läuft diesen Bemühungen zuwider. «Die Passagiere und das Personal sind zunehmend frustriert und beide sitzen in Bezug auf die Pünktlichkeit im selben Boot», sagt Thomas Steffen. «Offensichtlich ist dem Flughafen die weitere Steigerung der Einnahmen wichtiger als die Verbesserung der Situation für die aktuellen Kunden».
Im Moment ist AEROPERS ganz klar gegen eine Erhöhung der Flugbewegungen am Flughafen Zürich. Massnahmen, welche die Kapazität steigern, sind zwar nötig und sehr willkommen, sollen aber bis auf Weiteres ausschliesslich der Verbesserung der Pünktlichkeit dienen. Erst, wenn das System als Ganzes einmal stabilisiert ist, soll mittel- bis langfristig auch wieder ein massvolles Wachstum stattfinden.